RB: „Nach acht Jahren legst du das Amt als Sportdirektor der Rittner Buam nieder. Was hat dich zu dieser Entscheidung gebracht?“
Adolf Insam: „Es war eigentlich schon seit längerer Zeit so geplant, dass ich die Zügel nach dieser Saison übergebe. Ich habe hier auf dem Ritten tolle Jahre erlebt, viele nette Leute kennengelernt und auch Erfolge gefeiert.“
RB: „In der soeben abgelaufenen Saison haben die Rittner Buam den Vize-Italienmeistertitel geholt und sind außerdem bis in die Playoff-Halbfinals der Alps Hockey League vorgestoßen. Bist du damit zufrieden oder wäre vielleicht sogar mehr drinnen gewesen?“
Insam: „So viele Verletzte und Ausfälle wie in der vergangenen Saison hatte ich noch nie. Deshalb bin ich mit dem Erreichten sehr zufrieden. Die Buam haben immer alles gegeben und Großes geleistet. Klar, wären die Ausfälle nicht gewesen, vielleicht wäre sogar noch mehr drinnen gewesen, vor allem gegen Cortina im Spiel um die Italienmeisterschaft. Defensiv waren wir immer sehr gut aufgestellt, der Torwart und die Abwehr waren sehr stark. Nur offensiv hat es uns nach den Ausfällen von Alex Frei, Derek Gentile und Manuel Öhler an Durchschlagskraft gefehlt. Und dann kamen auch noch die ganzen anderen Verletzten wie Simon Kostner oder Hayden Hawkey dazu – da war auch viel Pech dabei. Trotzdem: Wir sind alle zufrieden!“
RB: „Auf dem Ritten hast du viel bewirkt und auch einige Titel gewonnen. Wie blickst du auf diese Zeit zurück?“
Insam: „In erster Linie muss ich mich einmal für die tollen Jahre hier bedanken. Vor allem einem bin ich das schuldig: Thomas Rottensteiner hat mir vor etwas mehr als acht Jahren bei einer Verbandssitzung in Trient, als ich noch in Mailand arbeitete, von seiner Vision erzählt, einen Sportdirektor bei den Buam einzuführen. Damals gab es diese Rolle im italienischen Eishockey noch nicht einmal. Ich war gleich begeistert und bin dann auch auf den Ritten gekommen. In den ersten vier Jahren haben wir sieben Titel gewonnen, dann haben wir beschlossen, mehr junge Rittner in die Mannschaft einzubauen. Das war sicherlich kein Fehler, auch wenn wir nicht mehr die Titel gewonnen haben wie zuvor. Diese jungen Rittner haben sich mittlerweile hervorragend entwickelt und werden dem Verein noch viel Freude bereiten.“
RB: „Du bist seit über 50 Jahren im Seniorhockey engagiert, zuerst als Spieler, dann als Trainer und zuletzt als Sportdirektor. Ist das jetzt dein Abschied vom Eishockey oder hast du noch etwas vor?“
Insam: „Schauen wir mal, aber ich bin mir fast sicher, dass das nicht das Ende ist. Ich liebe diesen Sport, er ist meine Passion. Erstmal gönne ich mir eine kleine Pause, in der ich einem weiteren Hobby – dem Radfahren – nachgehen werde.“
RB: „Als Spieler hast du dem HC Gherdëina stets die Treue gehalten, hast dort 15 Jahre lang gespielt und vier Mal den Italienmeistertitel gewonnen. Auch wenn es schon fast 40 Jahre her ist: Wie blickst du auf diese Zeit zurück?“
Insam: „Das waren tolle Jahre. Nicht nur beim HC Gröden, wo ich mich immer wohl gefühlt habe, sondern auch in meiner Zeit als Nationalspieler. Da bleiben mir besonders die Olympischen Winterspiele 1984 in Sarajevo in Erinnerung, wo ich Italien als Kapitän hingeführt habe. Aber auch die Meistertitel mit Gröden, vor allem gegen den HC Bozen, was damals ja unser Erzrivale war, waren etwas Besonderes.“
RB: „Danach warst du als Trainer bei einigen Stationen in Italien im Einsatz. Wolkenstein, Eppan, Gröden, Mailand, Bozen und sogar die italienische Nationalmannschaft: Was hat dir am besten gefallen?“
Insam: „In Nordamerika sagt man, dass man kein richtiger Trainer ist, wenn man nie gefeuert wurde. Das ist mir aber nie passiert und darauf bin ich auch stolz (lacht). Ich hatte immer Glück und habe viel gewonnen als Trainer. Gefallen hat es mir eigentlich überall. Zuerst habe ich noch als Bankangestellter gearbeitet und dem Eishockey meine ganze Freizeit geopfert. 1997 habe ich dann aber beschlossen, dass ich es als professioneller Trainer versuchen will. Ich war der erste Italiener inmitten von Nordamerikanern in diesem Feld. Das Trainerdasein ist mir aber immer gelegen. Als Trainer musst du nicht nur Eishockey unterrichten, sondern auch viel Wert auf das Menschliche legen und gut organisiert sein. Das alles ist nicht einfach.“
RB: „Titel hast du als Trainer viel zu viele gewonnen, um jetzt alle zu erwähnen. Welcher von all diesen war aber der Schönste?"
Insam: „Ein besonderer Titel war für mich die Meisterschaft 1997 mit dem HC Bozen. Er war für mich die Bestätigung, dass ich es als Trainer professionell versuchen und meinen Beruf aufgeben soll. Im Nachhinein kann ich sagen: Es war die richtige Entscheidung. Außerdem ist vielleicht auch mein allererster Titel als Trainer mit zu erwähnen, als ich 1990 mit Eppan die Serie B2 gewonnen habe. Als ich die Eppaner im Dezember übernommen hatte, waren sie Tabellenletzte. Am Ende wurden wir Meister. Das war auch eine besondere Erfahrung.“
RB: „Wer war der beste Spieler, mit dem zu tun hattest? Und gab es auch Spieler, die dich im Nachhinein enttäuscht haben?“
Insam: „Lasse Oksanen war der beste Mitspieler, den ich bei Gröden hatte. Als Trainer fallen mir einige Namen ein. Bei Mailand hatte ich zahlreiche NHL-Profis in meiner Mannschaft. Da war mit Sicherheit Niklas Sundström eine besondere Personalie. In Bozen war vor allem Glenn Anderson ein großer Name, denn er hatte da bereits sechs Mal den Stanley Cup (Meistertitel in der NHL, Anm. d. Red.) gewonnen. Auf dem Ritten blieb mir vor allem Mark Van Guilder in Erinnerung, der spielerisch, aber auch menschlich Extraklasse war. Negativ in Erinnerung sind mir jene Spieler geblieben, die meine Entscheidungen nicht akzeptiert haben. Als Trainer muss man solche treffen. Man kann es nie allen rechtmachen. Es gab dann aber auch Spieler, die sofort die Reißleine gezogen haben. Da habe ich gesagt: Okay, dann geh!“
RB: „Was wünscht du den Rittner Buam SkyAlps für die Zukunft?“
Insam: „Ich bleibe natürlich für immer ein Fan der Rittner Buam. Der Schritt mit den Rittner Jugendspielern hat sich als richtig erwiesen, weshalb die Buam sehr großes Potential haben. Das wünsche ich ihnen auch. Ich bin überzeugt, dass auf dem Ritten in den nächsten Jahren auch wieder einmal ein Titel gefeiert wird."